Selbstentfaltung im ruralen Raum
Was die Raumplanung dazu beiträgt
von Katrin Hofer
Von der Stadt aufs Land. Ein sehr plakativer Start für eine Bachelorarbeit. Jedoch ein stetiger Begleiter mit vielen Fragen, die ich mir, als eine von der Landflucht ergriffene, oft stelle.
Was braucht der, in Wahrheit so heterogene, ländliche Raum, damit dieser, vor allem abseits der beliebten Zentren, als Lebensbereich wieder attraktiver wird? Welche Möglichkeiten findet man dafür bereits vor und ist die eigene Wahrnehmung, dass Städter*innen hauptsächlich fürs eigene Haus und den Garten, jedoch weniger für eine aktive und moderne Dorfgemeinschaft aus der Stadt ziehen, überholt? Und welche Rolle nimmt die Raumplanung bei all diesen Überlegungen ein?
Sehr bald ist klar, es gibt viele Projekte und Initiativen in ländlichen Räumen, die sich genau diesen Fragen angenommen haben. Dabei steht selten der Begriff Raumplanung im Fokus, obwohl sie genau das sind:
Erfolgsstories der Raumplanung.
Meine Bachelorarbeit, stellt deshalb den raumplanerischen Aspekt dieser Projekte mit folgender Forschungsfrage in den Mittelpunkt:
Was kann die Raumplanung dazu beitragen, dass urbane Lebensstile auch in Abwanderungsdörfern gelebt werden können?
Urban versus ländlich?
Die Begrifflichkeiten urban und ländlich werden häufig als Gegensätze
verwendet, die, je nach Verwendung, einige Vorurteile
mittransportieren.
Vorurteile, die wohl jeder*jedem bekannt sind (eine Mini-Liste):
Am Land leben ist rückständig.
Am Land leben nur Alte.
In der Stadt ist das Leben erfüllender.
In der Stadt kann man alles erreichen.
Aufbau der Arbeit:
Zu Beginn wird die historische Entwicklung des ländlichen Raums in Zentral Europa, die heutigen Problemstellungen sowie die Chancen im ländlichen Raum in Österreich aufgearbeitet.
Als zweite wichtige Komponente stand die Frage nach der
Zielgruppe im Fokus. Für welche Lebensstile könnte der ländliche Raum eine attraktive Alternative darstellen, deren Werthaltungen mit den Werten der Raumplanung im Einklang stehen? Dafür wurden Lebensstile des Zukunftsinstituts analysiert und zu drei Grundpfeilern zusammengefasst.
Die dritte und wichtigste Komponente der Erfolgsstory ist das Dorfprojekt der Genossenschaft Dorfschmiede für nachhaltige Lebensräume, die 2018 in Gutenstein, einer Abwanderungsgemeinde im südlichen Niederösterreich, gegründet wurde. Das hinter der Genossenschaft stehende Jungunternehmen WW Wohnwagon GmbH baut autarke Tiny- Houses. Der Wohnwagon ist Basis und Ausgangspunkt für unterschiedliche Projekte.
Die Grundpfeiler des Unternehmens sind Autarkie im größtmöglichen Maß zu erreichen, mit der Natur zu bauen und zu leben, für Menschen maßgeschneiderte und somit effiziente Lösungen zu planen und die Gemeinschaft sowohl in wirtschaftlichen als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zu fördern.
Mit der Genossenschaft soll dieser Kreislaufgedanke in einen größeren Kontext gesetzt werden Das Ziel der Genossenschaft ist die Autarkie, die sie in ihrem Produkt Wohnwagon erreichen, in einen größeren Rahmen zu setzen und die eigene Lebensumwelt nachhaltig mitzugestalten.
Und wo finde ich die Raumplanung?
Die Dorfschmiede tritt als Plattform auf, die mit Hilfe eines sehr raumplanerischen Methodensets Gutenstein als ihre Lebensumwelt nachhaltig mitgestalten möchte.
Die Dorfschmiede ist ein zukunftsweisendes Konzept, um Menschen mit urbanen Lebensstilen für den ländlichen Raum zu begeistern. Die klare Ausrichtung der Dorfschmiede als ein ökonomisch, ökologisch und sozial verträgliches Projekt erleichtert die Suche nach dem Lebenskonzept im Wunschraum Dorf ohne seine persönlichen Werthaltungen und Wünsche aufzugeben. Die Dorfschmiede zeigt, wie zukunftsweisende Selbstentfaltung in ländlichen Räumen aussehen kann.