In da Köllagossn

von Jakob Steinwendtner

1100 Kellergassen gibt es in Niederösterreich. Das Weinviertel besitzt den größten Anteil daran, aber auch im unteren Traisental sind diese Objekte der Bäuerlichen Geschichte präsent.

Genuss in bester Lage

Der Weinbau bringt und brachte sehr spezielle Kulturlandschaften mit sich. Von Weinbergen und Weinterrassen, die dorthin führenden Hohlwege und Kellergassen mit ihren schlichten, aber auch einzigartigen Presshäusern. Die Wachau und das Weinviertel und ihre Kulturlandschaften sind weit über ihre Grenzen bekannt, doch im kleinteiligeren unteren Traisental sind diese ebenso zu finden.

 

Aussicht vom Korkenzieher – eigene Abbildung

Das Weinland Traisental ist mit 815 ha Weinbaufläche eines der kleinsten des Landes und besteht als eigenständiges Weinbaugebiet erst seit 1995. Archäologische Funde weisen jedoch auf die lange Tradition des Weinbaus bis zur Frühbronzezeit hin. Heute umfasst das Weinbaugebiet die Stadt St. Pölten, den politischen Bezirk St. Pölten Land und die Gemeinden Atzenbrugg, Sitzenberg-Reidling und Würmla. In einem Marken- und Positionierungsprozess wurde heuer ein neuer Markenauftritt mit „Weinland Traisental – Genuss in bester Lage“ entwickelt. In sechs Gemeinden im unteren Traisental befinden sich 36 Kellergassenensembles mit rund 680 Objekten. Auf der Webseite des Regionalen Weinkomitees sind 55 Betriebe aufgelistet, somit kann angenommen werden, dass der Großteil der Presshäuser nicht mehr in der ursprünglichen Form genutzt wird. Mit dem Beginn von offiziellen Kellergassenfesten, Bauern- oder Hauermärkten in den Kellergassen vor 30-40 Jahren hat eine erste Renovierungswelle stattgefunden. In den letzten Jahren hat aber leider ein Rückgang bei den beteiligten Betrieben stattgefunden. Zu viele gewerberechtliche Auflagen und geringer wirtschaftlicher Mehrwert für den Aufwand der Betriebe werden als hauptsächliche Gründe von den WinzerInnen angegeben.

 

Instrumente

FLWP der Gemeinde Nußdorf ob der Traisen – Katastralgemeinde Reichersdorf mit Widmung Gke Quelle: atlas.noe.at

In regionalen Raumordnungsprogrammen werden Siedlungsgrenzen und erhaltenswerte Landschaftsteile festgelegt. Liegen die Kellergassen außerhalb der Siedlungsgrenzen und in jenen Bereichen der erhaltenswerten Landschaftsteile bietet das einen ersten Schutz zum Erhalt der Kellergassen. Der Flächenwidmungsplan ist das wichtigste Instrument der örtlichen Raumplanung zum Erhalt von Kellergassen und bietet Gemeinden die Möglichkeit Nutzungen festzulegen. Der größte Erfolg der Raumplanung und Raumordnung in Niederösterreich zum Schutz von Kellergassen war die Einführung der Widmungsart Grünland Kellergassen im Jahr 2007, da weitere Nutzungen beschrieben werden, die keinen landwirtschaftlichen Betrieb voraussetzen, aber auch gewisse Nutzungen, wie zum Beispiel Wohnnutzung, untersagen. Der größte Teil der Kellergassen im Weinland Traisental ist seitdem auch so gewidmet worden. Vereinzelt kommen auch Grünland Land- und Forstwirtschaft, Bauland Sondergebiet-Presshaus, Bauland-Agrar, und einmal sogar Bauland-Wohnen vor, wenn die Siedlungserweiterung die ehemals außerorts liegenden Kellergassen bereits „eingeholt“ hat. Die  Gemeinde Sitzenberg-Reidling ist im unteren Traisental die einzige, die in einem örtlichen Entwicklungskonzept Kellergassen thematisch behandelt. Die Gemeinden sind hier in die Pflicht zu nehmen, um zukünftig mehr zum Schutz von Kellergassen beizutragen. Aber auch die BesitzerInnen und Zivilgesellschaft sollten aufmerksam gemacht werden wie dieser Teil der Regionsgeschichte erhalten bleiben und weiterentwickelt werden kann. Die Anerkennung der Wachau zum UNESCO-Weltkulturerbe hat sich auch über längere Zeit entwickelt. Den Stein ins Rollen gebracht hat in den 70ern die zivilgesellschaftliche Vereinigung Arbeitskreis zum Schutz der Wachau.

Flächen, welche erhaltenswerte Ensembles von landwirtschaftlichen Kellern und Presshäusern aufweisen. Presshäuser sind Gebäude im direkten funktionalen und baulichen Zusammenhang mit einem Keller, der zur Lagerung von landwirtschaftlichen Produkten dient. Diese Bauwerke dürfen sowohl für landwirtschaftliche Betriebszwecke als auch für ähnliche private, touristische und gastronomische Nutzungen verwendet, wiedererrichtet oder im untergeordneten Verhältnis umgebaut und vergrößert werden. Die Umgestaltung zu Wohnhäusern ist nicht zulässig. Die Wiedererrichtung von Presshäusern ist zulässig, wenn die Sanierung des bestehenden Presshauses mit einem unverhältnismäßig hohen technischen und wirtschaftlichen Aufwand verbunden wäre. Die Neuerrichtung von Presshäusern ist dann zulässig, wenn innerhalb der Kellergasse kleinräumige Lücken zwischen bestehenden Presshäusern geschlossen werden und die vorhandene Struktur berücksichtigt wird.

Einer hat immer offen

Ein besonderes Aushängeschild der Region bildet die Ahrenberger Kellergasse. Die Winzervereinigung Ahrenberger Kellergasse ist der einzige lokale Weinbauverein bei dem das Wort Kellergasse auch im Namen inbegriffen ist. Mit der anschließenden Kellergasse am Eichberg bildet sie mit 123 Objekten die „längste, ganzjährig bewirtschaftete Kellergasse“ in Niederösterreich. Bei mindestens einem der 15 Heurigenbetriebe heißt es demnach zu jeder Zeit „ausg‘steckt is“. Wie weit die Geschichte und Tradition hier zurückreicht ist in der Josephinischen Landeskarte von 1781 zu sehen, in dem in beiden Kellergassen schon je zehn Objekte ersichtlich sind.

 

2006 wurde auf dem Fuchsberg hinter der Kellergasse der Korkenzieher, ein Aussichtsturm, der mit seiner Bauart an eine Korkenzieherspirale erinnert, als LEADER+ gefördertertes Projekt errichtet. Mit einem zugehörigen Themenrundweg und den Heurigenbetrieben wird die Kellergasse belebt und enorm aufgewertet.

Ahrenberger Kellergasse – eigene Aufnahme

Aussichten

Schon seit längerem wird angedacht, ob man für die Weinviertler Kellergassen einen Antrag zur Aufnahme als UNESCO-Weltkulturerbe stellen soll, da diese „ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis von einer kulturellen Tradition … darstellen.“ Das Weinland Traisental ist gut beraten in diese Diskussion einzusteigen. Beginnend wäre eine Kooperation der Traisentaler Weinbegleiter mit den Weinviertler Kellergassenführern sinnvoll, um eine Vernetzung aufzubauen. LEADER Projekte, welche die Kellergassen in den Fokus richten, können zum Schutz beitragen. Besonders im Weinviertel gibt es hierzu schon einige Beispiele wie etwa der Kellergassen-KongressKeller-Wohlfühlplätze im Pulkautal oder auch nahe der Region der Wein-Kultur-Keller Furth. Einfache Kunstaktionen, wie Würmlas Wände können ebenso einen Anstoß geben.

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