Der Tausendsassa am Land - Fynn Kliemann

fotosrund-02

von Christian Roithinger

Fynn Kliemann ist im deutschsprachigen Raum weitgehend bekannt durch seine innovativen Ideen, welche er über YouTube in die Welt kommuniziert. All jene die ihn bereits kennen, werden sich vielleicht die Frage stellen, was Fynn mit Raumplanung am Hut hat? Eine ganze Menge! In diesem Portrait wird deutlich, dass Fynn nicht nur im Internet einen großen Einfluss auf seine Mitmenschen hat.          

Credit: Brian Jakubowski

Wer und warum genau er?

Fynn Kliemann ist vieles: Musiker, Autor, Schauspieler, YouTuber, Unternehmer, Webdesigner, Heimwerker und eigentlich Erfinder. 1988 wurde er in Niedersachsen, Elsdorf, geboren, unweit von dem Ort entfernt, mit dem ihn die meisten seiner Fans verbinden: das Kliemannsland. Schon sein Geburtshaus war ein Abenteuerspielplatz. Seine Eltern waren in der Sozialpädagogik tätig und nahmen zusätzlich zu ihren eigenen Kindern Pflegekinder auf. So lernte Fynn, sich unter mehreren Geschwistern durchzusetzen. 

Während seiner Jugend verbrachte er viel Zeit damit, „Mukke zu machen“ oder Skateboard zu fahren. Schon damals entdeckte er seine Leidenschaft als Unternehmer. So verkaufte er Kirschen seiner Oma an Nachbarn, um sein Taschengeld aufzubessern. Nach der Schulzeit startet Fynn eine Ausbildung als Mediengestalter in Bremen und lernte das Programmieren. Seine erste eigene Website namens „10 most important“, bot eine Sammlung von 10 Dingen, die man laut Kliemann gesehen oder probiert haben muss (Quelle: t3n – digital pioneers).

Dies war nur der Anfang seiner Karriere. Heute ist Fynn bekannt als aufgedrehter Spaßvogel mit verrückten Ideen, wie seine Videos aus dem Kliemannsland vermitteln. Doch alles was er macht und anfängt, entspringt einer Idee, die die Umwelt und das Leben für die Menschen verbessern soll.

Credit: Brian Jakubowski

(Un-) Beabsichtigte Raumplanung
    

Das Kliemannsland ist ein Magnet für Menschen aller Art, die ihren Schaffensdrang stillen oder einen kleinen Ausflug in eine Welt voller Kreativität und Gemeinschaft unternehmen wollen. Das macht das Kliemannsland zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Idee dazu kam von Fynn Kliemann selbst, der in Kooperation mit FUNK von ZDF auch YouTube Videos auf diesem Hof produziert. Eigentlich wollte er mit dem sogenannten „Luettenshoff“ einen Ort schaffen, an dem er ungestört seine Ideen kreieren und bauen kann. Daraus wurde aber dann etwas viel Größeres. Er sagt selbst, dass „Gründen sein Hobby“ sei, dies aber nur mit einem guten Netzwerk an Leuten geht (Quelle: gruenderszene) .

Dass das Kliemannsland einen so großen Zulauf haben würde, hat ihn selbst überrascht. Durch die Nutzung dieses alten Gehöfts hat der dazugehörige Ort neue Möglichkeiten gewonnen. Die Menschen, die im Kliemannsland arbeiten und wohnen, vermieten die Räumlichkeiten an die knapp 250 Einwohner*innen von Rüspel und darüber hinaus. Die Kliemannsländler*innen renovierten beispielsweise das alte Gasthaus, um es als Saal für Festlichkeiten nutzen zu können. Werkstätten und Tonstudio stehen auch zur Verfügung, sowie Duschen und Schlafsäle. Sogar WLAN-Hotspots wurden auf dem Areal installiert. Das sogenannte Kliemannsland Café haben sie schon in Betrieb genommen und belebt jedes Wochenende das kleine Dorf mit vielen Menschen. Der Traum von Fynn Kliemann ist, dass sich der Hof irgendwann komplett autark versorgen kann. Dabei werden nicht nur Lebensmittel angebaut, sondern auch der eigene Strom produziert. Den gewonnenen Strom  will Fynn dann je nach Nutzung „am liebsten an das ganze Dorf“ vermieten (Quelle: t3n – digital pioneers).

„Wir machen ja schöne Sachen für alle“, sagt Kliemann und versucht mit öffentlichen Grill- und Winterfesten bis hin zu einer Videoserie namens „Very Important Dorfbesuche“ mit den Menschen im Gespräch zu bleiben. Fynn ist immer bemüht, an die Nachbarn vom Kliemannsland zu denken. Ganz im Sinne der Raumplanung, ob beabsichtigt oder nicht (Quelle: NWZ online).

Credit: Brian Jakubowski

Ein Platz am Land für und wegen Gemeinschaft

Besondere Bekanntheit bekam das Kliemannsland durch die verschiedenen Veranstaltungen, die dort bereits stattfanden. Ein Wintermarkt namens WuWiZaKliLa ist im Dezember ein viel besuchtes Event. Genau wie das Food Festival „SchnabuTröMaTa“ gegen Ende des Sommers. Veranstaltungen wie diese bieten den Bewohner*innen am Land die Möglichkeit, sich kennenzulernen und ihre Freizeit zu gestalten. Vergangenen September wurde zum ersten Mal ein Event namens Abgefahren organisiert, was sich einem wichtigen Thema in der Raumplanung widmete: Mobilität am Land. Hier wurde Startups die Möglichkeit geboten, ihre Visionen vor einer Fachjury zu präsentieren und eine einmalige Förderung zu erhalten. Neben diesen vielfältigen Festen werden auch Kochkurse und viele weitere Events angeboten.

„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“

Es gibt so viel, was ich noch über Fynn schreiben könnte, aber wie anfangs erwähnt ist in diesem Portrait eines wesentlich: sein Wirken am Land. Dieser Teil ist jener, der Fynn Kliemann zu einem Raumplaner macht. Auch wenn er vor allem einfach sein Ding durchzieht, hat vieles davon einen Mehrwert für die Umgebung und die Mitmenschen.

Fynn Kliemann ist für mich persönlich ein beeindruckendes Beispiel, wie Raumplanung stattfinden kann. Raumplanung ist kein strikt abgestecktes Fachgebiet. Genauso wie Fynn es mit vielen Facetten des Lebens macht: Er hat eine Vision und probiert es aus. Er setzt alles daran, es fertig zu bringen, egal ob am Ende das vorher Erdachte gelingt. Er schafft Räume und bringt Menschen zusammen, die gemeinsam eine Identität für Rüspel kreieren. Er hat mir gezeigt, dass ein einzelner Mensch mit einem ganz anderen Hintergrund und völlig neuen Herangehensweisen, Raumplanung machen kann – unkonventionell und aufregend. Und scheinbar fast grenzenlos frei.

Credit: Brian Jakubowski
Menü schließen