„Raumplaner*in, der wichtigste Beruf der Welt?“

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von Christian Roithinger

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich gerade auf Ihrem Lieblingsspazierweg. Je nachdem, ob sich dieser in der Stadt oder auf dem Land befindet, erfüllt er verschiedene Vorgaben. In der Stadt ist der Weg mit hoher Wahrscheinlichkeit asphaltiert und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Auch Bepflanzung und Beleuchtung sind ziemlich sicher gegeben. Am Land führt der Weg vielleicht durch ein kleines Waldstück und es gibt Hinweistafeln und Abfallbehälter. Alles, was auf ihrem Lieblingsweg in angelegter Form existiert, ist das Ergebnis von raumplanerischen Maßnahmen und Diskussionen. Diese sehr lokalen und kleinteiligen Planungen bilden das Fundament, um den Lebensraum für Menschen und Tiere zu verbessern.

(C) Christian Roithinger

Von der Planung des (Lebens-)Raums

Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, die von der Raumplanung abgedeckt werden und aus teilweise sehr komplexen Planungen heraus entstehen. Generell ist der Raum mit vielen Gegebenheiten behaftet, wodurch es in der Raumplanung zu einer Vielfältigkeit von Fachbereichen kommt: von Verkehr, öffentlichen Plätzen und Straßenräumen über regionale und städtische Wirtschaftsgefüge bis hin zu soziologischen Raumanalysen und Umweltschutz.

Doch was bewirkt Raumplanung generell? Raumplanung dient vor allem dazu, den Lebensraum zu erhalten und das Beste aus bestehenden und neuen Bauvorhaben zu holen. Dabei spielen vor allem die Sicherung und Erhaltung der Siedlungsräume der Menschen eine große Rolle. Nicht nur in Österreich, einem Land, das zu 73,4% mit Gebirge durchzogen ist, müssen zum Beispiel Gefahrenzonenpläne entworfen werden.       
Diese sind wichtig, denn dadurch werden Siedlungsflächen vor Lawinen, Murenabgängen oder Hochwasser geschützt und nachhaltig für die kommenden Generationen erhalten.

Raumplanung als Erhalter*in der Lebensräume

Was die Natur und Umwelt angeht, haben Raumplaner*innen stets den Auftrag, diese zu schützen. Ein Instrument dafür ist die sogenannte „Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)“ sowie die „Strategische Umweltprüfung (SUP)“, welche vor jedem Großprojekt ab bestimmten Schwellenwerten durchgeführt wird. Dabei wird aufgezeigt, ob und welche Einflüsse auf die Natur schädlich sind. Auch ein hoher Bodenverbrauch ist seit geraumer Zeit in Österreich ein Problem, besonders in der Landwirtschaft. Seit 2010 hat sich jedoch der Bodenverbrauch halbiert. Waren es zuvor noch 24 Hektar, sind es nun 12 Hektar pro Tag. Dafür hat sich die Raumplanung eingesetzt, welche sich weiterhin bemüht, den Verbrauch zu minimieren.
Bepflanzungen und Parks werden auch von Raumplaner*innen geplant und verstärkt in den Stadtraum eingebracht. So werden sowohl Naherholungsgebiete innerhalb von Städten geschaffen als auch dem CO²-Ausstoß entgegengewirkt.

Raumplanung als Vermittler*in zwischen Welten

Das Zusammenarbeiten mit Menschen ist ein wesentlicher Bestandteil der Raumplanung. Es geht darum, gemeinsam mit allen Menschen den eigenen Lebensraum so zu gestalten, dass dieser für die Bewohner*innen einen Mehrwert bietet. Raumplanung durchdringt jeden Bereich des Lebensraums und geht auch darüber hinaus.
Ein Beispiel hierfür wäre die Initiative „Smarter together“, welche in Wien mit dem Projekt „WAALTeR“ ein digitales System dafür nutzt, der älteren Bevölkerung den Lebensalltag zu erleichtern. Die Bevölkerung und deren Bedürfnisse werden besonders bei Bevölkerungsbeteiligungen direkt in die Planungen mit aufgenommen. Meist wird durch Workshops, Vorträge sowie Ausstellungen und gemeinsame Aktivitäten der Kontakt zu den Bewohner*innen gesucht, um diese dann in den gesamten Prozess aktiv zum Mitwirken zu motivieren. Einige der zahlreichen Beispiele sind die Bürger*innenbeteiligungen zum Stadtentwicklungsplan 2025 für Wien (STEP 2025) oder das 2009 durchgeführte Beteiligungsverfahren „REKamKumma“, welches das räumliche Entwicklungskonzept von 4 Gemeinden in Vorarlberg mit 150 Bürger*innen gemeinsam entwickelte.

Eines der häufigsten Missverständnisse in der Außenbeurteilung der Raumplanung ist, dass Raumplanung mit einem gebauten physischen Objekt in Verbindung gebracht wird. Es hat jedoch viel mehr mit den unsichtbaren Verknüpfungen in einem Raum zu tun, welche durch das Zusammenspiel eine Wirkung erzeugen. Man unternimmt somit nicht immer alles nach Plan wie auf einer Baustelle, sondern muss immer wieder jede Entscheidung und jede Wirkung abwägen. 

Alle Wege nach Rom brauchen Planung             

Die Aufgabe, die die Raumplanung eingenommen hat, ist nicht leicht durchschaubar. Viele verschiedene Bereiche greifen ineinander und unterliegen immer Veränderungen. Darum ist für Raumplaner*innen der Beruf ein stetiger Prozess, der nicht nur ein einziges Mal ausgeführt wird, wie zum Beispiel Planung und Bau eines Gebäudes. Es ist immer wichtig, offen für Neues zu sein. Somit sei gesagt, dass Raumplanung einen wichtigen Teil des Lebens mitgestaltet, auch wenn man selbst nicht aktiv daran teilnimmt. Besuchen Sie einmal eine Bürger*inneninitiative oder informieren Sie sich über die Projekte rund um Ihren Wohnsitz! Besonders Raumplaner*innen schätzen das gemeinsame Finden von Lösungen, schließlich sind wir alle Menschen.

 

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