Es grünt so grün, wenn des Mintzgartens Blüten blühen

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von Marion Göll

Du bist gerne draußen? Du legst Wert auf biologisch angebautes Obst und Gemüse? Du willst Gleichgesinnte kennenlernen? – Dann besuche doch den Mintzgarten!

Blumen gedeihen, Gemüse wächst heran und Früchte reifen. Man hört die Bienen summen und mit etwas Glück fliegt ein Schmetterling vorbei. Die angebauten Kräuter duften herrlich und vielleicht trifft man auch gerade eine*n fleißige*n Gärtner*in beim Gießen der Schützlinge an. Man findet sich selbst aber nicht, wie vielleicht erwartet, in einem kleinen Dorf am Land, sondern mitten in der Stadt am Zaun des Mintzgartens stehend.

Gemeinschaftsgärten finden sich vor allem im städtischen Raum und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. In Wien gibt es aktuell rund 90 Gärten mit jeweils ca. 15-20 Beeten, die von einzelnen „Beetbesitzer*innen“ bewirtschaftet werden. Einer dieser Nachbarschaftsgärten findet sich seit Ende 2012 im Nordbahnhofviertel – der Mintzgarten. Insgesamt gibt es dort mittlerweile auf einer Gesamtfläche von etwa 250m² 19 Beete, welche von Einzelpersonen und Familien aus der unmittelbaren Umgebung betreut werden.

Die Story zur Story

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie ein Gemeinschaftsgarten entstehen kann. Beispielsweise kann sich eine Gruppe an Hobbygärtner*innen finden, die sich auf die Suche nach einer Fläche macht, wo sie ihr Gartenprojekt umsetzen kann. Diese würde man im Fachjargon als bottom-up Prozess bezeichnen. Gleichzeitig kann der Prozess aber auch umgekehrt ablaufen, welcher auch als top-down Prozess bezeichnet wird. Dabei stellt die Stadt bzw. die Bezirksvertretung Flächen zur Verfügung und startet dann in Kooperation mit der Gebietsbetreuung eine Initiative, um Gärtner*innen für die zur Verfügung stehenden Beete zu finden. Beim Mintzgarten lässt sich die Geschichte ähnlich erzählen. Der Mintzgarten befindet sich direkt vor dem Gerlinde Fröhlich Sandner Campus in dem ein Kindergarten sowie eine Volksschule untergebracht sind. Ursprünglich ist die Schulleitung an die Bezirksvertretung herangetreten, ob man für die verbleibenden Restflächen eine entsprechende Nutzung finden könnte, eventuell in Form eines Gemeinschaftsgartens. Daraus folgend hat man in Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung im 2. Bezirk und der IG Nordbahnhof Gärtner*innen für den Mintzgarten gesucht. Ende 2012 wurde dann der Verein Mintzgarten gegründet und Anfang 2013 wurden die ersten Beete bepflanzt. Für die Kinder der Schule gibt es eine Naschhecke, bei der sie beim Vorbeigehen Früchte mitnaschen dürfen.

Mintzgarten (c) Marion Göll

Gemeinsam statt einsam

Die Gründe ein Gartenbeet zu übernehmen sind vielfältig und individuell. Ein Aspekt davon kann sein, sich in der Nachbarschaft engagieren und neue Menschen kennenlernen zu wollen. Besonders in einer Zeit, in der immer mehr Menschen in die Stadt ziehen und oftmals das soziale Netzwerk im direkten Wohnumfeld als fehlend wahrgenommen wird, steigt die Nachfrage an Partizipationsmöglichkeiten in der eigenen Nachbarschaft. Bei einer Umfrage im Mintzgarten gaben die Befragten als Hauptbeweggründe für die Übernahme eines Beetes die Lage des Gemeinschaftsgartens sowie die soziale Interaktion mit anderen Gärtner*innen an. Besonderen Einfluss bei der Entscheidung für ein Beet hatte der Wunsch nach Austausch mit den anderen Gärtner*innen sowie das Kennenlernen der Grätzelnachbarschaft. Daneben können sich Personen aus verschiedenen sozialen Milieus engagieren, wodurch die Vernetzung zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen gefördert wird.

Kleine Weltretter*innen

Gleichzeitig kann man Gemeinschaftsgärten als kleine Grünoasen bezeichnen. In Zeiten, in denen die Temperaturen in den Städten infolge der Erderwärmung und des Klimawandels stetig steigen, sind diese flächenmäßig als kleiner Teil im großen Grünraumnetz der Stadt zu sehen. Sie leisten damit einen Beitrag zum Temperaturausgleich in der Stadt, wodurch kleinklimatisch gesehen positive Effekte erzielt werden können. Zugleich werden Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen, wodurch die Biodiversität im Stadtgefüge gefördert und eine Vernetzung von städtischen Ökosystemen unterstützt wird. 

Nachbarschaftsgärten eröffnen eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Raumplanung, die städtische Entwicklung bestmöglich zu unterstützen. Sei es auf der soziologischen Ebene Prozesse zur Förderung von Nachbarschaften und des Zusammenlebens auf Grätzelebene. Aber ebenso in Bezug auf bewussten Umgang und die Nutzung von Grünflächen im innerstädtischen Raum, welche eine wichtige Rolle zur Kühlung der Stadt spielen. Gemeinschaftsgärten bieten somit ein enormes Potential, das städtische Leben zu “verländlichen”.

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